Die Silbe Schmerz
Es gab sich Dir in die Hand:
ein Du, todlos,
an dem alles
Ich zu sich kam. Es fuhren
wortfreie Stimmen rings, Leerformen,
alles
ging in sie ein, gemischt
und entmischt
und wieder
gemischt.
Und Zahlen waren
mitverwoben in das
Unzählbare. Eins
und Tausend und was
davor und dahinter
größer war
als es selbst, kleiner, aus-
gereift und
rück- und
fort-
verwandelt in
keimendes Niemals.
Vergessenes griff
nach Zu-Vergessendem, Erdteile,
Herzteile
schwammen,
sanken und schwammen. Kolumbus,
die
Zeit-
lose im Aug, die Mutter-
Blume,
mordete Masten und
Segel. Alles
fuhr aus,
frei,
entdeckerisch,
blühte die Windrose ab,
blätterte
ab, ein Weltmeer
blühte zuhauf und zutag,
im Schwarzlicht
der Wildsteuerstriche. In Särgen,
Urnen,
Kanopen
erwachten die Kindlein
Jaspis, Achat, Amethyst –
Völker,
Stämme und Sippen, ein blindes
E s s e i
knüpfte sich in
die schlangenköpfigen Frei-
Taue
–: ein
Knoten
(und Wider- und Gegen- und Aber- und
Zwillings- und Tau-
sendknoten), an dem
die fastnachtsäugige
Brut
der Mardersterne im Abgrund
buch-, buch-, buch-
stabierte,
stabierte.
(Paul Celan)